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ORIS

Text von Christian Platz
Fotos von Samuel Bramley

«Mit vollen Segeln lief ich in das Meer des Lebens»

Friedrich Schiller, Demetrius

«Geht mal alle runter, das Bilgenschwein füttern, ich möchte den Sternenhimmel für mich alleine haben, für einen Moment nur», sagt Kapitän Krattiger zu seiner wilden Meute. Er sagt es ruhig, aber bestimmt. Die Flintenweiber und Seebären gehorchen nicht ungern, denn im Bauch des stolzen Schiffs wohnt zwar kein Schwein, das ist bloss ein alter Matrosenjux, dort unten wohnt der Alkohol. Der Kapitän bläst dem Nachthimmel nun Pfeifenrauchwolken entgegen, die Anfangstage seiner Abenteuer auf hoher See drängen sich vor sein geistiges Auge, jene Zeit der Seeschlachten, jene Periode des Enterns und Fechtens, des Zitterns und Bangens, damals, in einem anderen Jahrtausend.

Und heute? Heute – das ist es ja – wäre in einer besseren Welt längst alles eingeschliffen, jeder Handgriff würde sitzen, jeder Seemannsknoten halten, eine wahre Seebärengemütlichkeit würde sich breitmachen. Nun hört der Kapitän seine Besatzung im Schiffsbauch singen, ein wüstes Lied über Nixen und Klabautermänner in der Paarungszeit. 

«Doch wir haben nur diese eine Welt, diese gefährliche, grossartige, letztlich unergründliche Welt», denkt Es im Kapitänskopf. Denn es ist immer ein Abenteuer geblieben, dieses Handelsgeschäft auf hoher See, mit tönender Fracht, Wind und Wetter ausgeliefert, ein riskantes, aberwitziges Wagnis. «Und das ist doch einfach wunderbar, bei Skylla und Charybdis», ruft der Kapitän in die Nacht hinaus. Er packt ein Tau, das an Bord herumliegt, und wirft es in die Luft. Es bleibt an einer Wolke hängen. Nun klettert er empor, er kann es noch gut, und verschwindet für eine Weile im Himmelsdunst. Was er dort oben treibt, das weiss der Wind allein.

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